Inflationsprämie: Umfrage zu Umsetzung und Nutzen

"Die Inflationsprämie dient dazu, das aktuell hohe Preisniveau für Beschäftigte zu bewältigen. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat die Welt politisch und wirtschaftlich aus den Fugen gerissen. Innerhalb kürzester Zeit sind nicht nur die Energiepreise, sondern auch die Preise vieler anderer Güter ausgesprochen stark gestiegen. Die Inflationswerte pendeln sich zwischenzeitlich bei 10% ein. Verbraucher und Unternehmen leiden hierunter stark. Die Politik versucht für die Beteiligten die Negativfolgen abzumildern. Hierzu gehört auch die Einführung der Inflationsprämie. Wir haben gefragt, was Unternehmen über das Instrument denken, wie sie es umsetzen und wie es verankert werden sollte." (Weitere » Erfahrungen und Stimmen unserer Seminarteilnehmer)

Arbeitnehmer wissen nicht mehr, wie sie die gestiegenen Kosten für Energie und Lebensmittel mit ihrem Einkommen bestreiten können. Die Inflationsprämie soll dazu dienen, Beschäftigten eine steuerfreie Zuwendung zu ermöglichen. Nicht alle sind über diesen Weg begeistert. Es gibt vielerorten Kritik. Wir haben gefragt, wie die Inflationsprämie gesehen und umgesetzt wird. Die Ergebnisse sind ausgesprochen interessant.

Inflationsprämie: Worum es geht

Die Bundesregierung hat am 03. September 2022 das 3. Entlastungspaket beschlossen. Dieses sieht u.a. vor, dass Arbeitgeber ihren Arbeitnehmern einen steuer- und abgabenfreien Zuschuss (Inflationsprämie) von bis zu € 3.000 je Mitarbeitenden gewähren können. Zwischenzeitlich ist das Gesetzgebungsverfahren abgeschlossen. Das EStG wurde durch § 3 Ziff. 11(c) erweitert. Unternehmen können nun die Prämie ab dem 01. Oktober 2022 ausreichen. Eine letztmalige Prämienzahlung ist den Unternehmen am 31. Dezember 2024 (Zufluss) möglich. Unsere Umfrage gibt Hinweise auf Gestaltungsmöglichkeiten, die jedes Unternehmen für eine sinnvolle Umsetzung der Inflationsprämie in Erwägung ziehen sollte.

Wird Ihr Unternehmen von der Gewährung der Inflationsprämie Gebrauch machen?

Annähernd zwei Drittel der Befragten konnten diese Frage bejahen. Aus diesem Stimmungsbild lässt sich eine hohe Zustimmungsrate zum Instrument der Inflationsprämie ablesen.

Ja-Stimmen wurden zu Frage 2, Nein-Stimmen unmittelbar zu Frage 4 geleitet. Einzelne Teilnehmende merkten an, dass Sie unzufrieden über die Übertragung der Verantwortung des Staates auf die Unternehmen und die Verlagerung des Finanzaufwandes in die Unternehmen seien. Hierauf hat demnach die Steuer- und Betragsfreiheit der Zuwendung nicht ausgleichend wirken können.

Interessant ist auch, wie unterschiedlich KMU-Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten im Vergleich zu den Mittel- und Großunternehmen antworten:

Antwort	KMU	Mittel- / Großunternehmen
ja	70,37%	42,86%
nein	29,63%	57,14%

Es zeigt sich hier nicht nur, dass KMU der Ausreichung der Prämie positiver gegenüberstehen als Mittel- und Großunternehmen. Das Befragungsergebnis zeigt darüber hinaus eindeutig, dass Belegschaften von Mittel- und Großunternehmen unterproportional mit einer Prämienzahlung rechnen können.

Wie hoch wird die Inflationsprämie je Beschäftigten ausfallen?

Insgesamt zeigte sich hier über alle Größenordnungen von Unternehmen kein klares Stimmungsbild. Annähernd jede Zuwendungshöhe war vertreten, wenn auch die Unternehmen überwiegend von einer Prämienzahlung von mehr als € 500 ausgehen. Der Großteil aller befragten Firmen strebt eine Zuwendung von € 2.000 und mehr an.

Bemerkenswert war an dieser Stelle das Antwortverhalten der Mittel- und Großunternehmen. Diese zeigten sich in Frage 1 im Vergleich zu KMU zwar weniger gewillt, grundsätzlich eine Prämie ihren Beschäftigten zukommen zu lassen. An dieser Stelle zeigt sich jedoch, dass, wenn die Entscheidung zugunsten einer Prämienzahlung gefallen ist, diese überwiegend in der höchsten Kategorie einzuordnen ist.

Antwort	Insgesamt	KMU	Mittel- / Großunternehmen
unter € 500	6,78% (5)	5,26% (5)	9,52% (5)
€ 500 bis unter € 1.000	18,64% (3)	18,42% (3)	19,05% (2)
€ 1.000 bis unter € 1.500	23,73% (2)	31,58% (1)	9,52% (5)
€ 1.500 bis unter € 2.000	15,25% (4)	18,42% (3)	9,52% (5)
€ 2.000 und mehr	35,59% (1)	26,32% (2)	52,38% (1)

Welcher Personenkreis wird von der Inflationsprämie profitieren?

In diesem Fragenbereich konnten die Teilnehmenden zwischen unterschiedlichen Optionen wählen.

Im Ergebnis zeigte sich hier, dass die überwiegende Anzahl der Unternehmen zu einer Ausreichung der Prämie an die Gesamtbelegschaft ohne weitere Differenzierung neigt. Dieses Ergebnis konnte für Unternehmen aller Größenordnungen ermittelt werden.

Weit abgeschlagen auf Platz 2 der Nennungen bewegt sich die Haltung, dass die Prämie in Anlehnung an die Betriebszugehörigkeit der Beschäftigten erfolgen wird. Hieraus kann abgelesen werden, dass die Unternehmen eine Betriebszugehörigkeit der Beschäftigten honorieren wollen und damit den Tatbestand der Mitarbeiterbindung betonen werden.

Eine Differenzierung innerhalb der Belegschaft zwischen Prämienausreichung und Nicht-Ausreichung in Anlehnung an die Hierarchie der Beschäftigten wurde in den wenigsten Fällen gewählt. Dies ist überraschend, da Firmen insbesondere über diese Maßnahmen einen Schwerpunkt auf sozial von der Inflationsentwicklung betroffene Mitarbeiter setzen könnten.

Wie beurteilen Sie die Maßnahme der Bundesregierung zur Einführung der Inflationsprämie?

Grundsätzlich wird die Maßnahme der Bundesregierung von den Befragten sehr positiv eingeschätzt. Es gab nur von einem Teilnehmenden eine ablehnende Äußerung gegenüber der Möglichkeit zur Ausreichung der Prämie.

Die Möglichkeit, dass die Prämie gewährende Unternehmen unter dem Aspekt der Arbeitgeberattraktivität sich positiv zeigen, wurde von KMU eher gesehen (64,86%) als von Mittel- und Großunternehmen (50%).

Über 60% der Teilnehmenden sahen es als bedauerlich an, dass die Prämie wegen der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingen von einzelnen Unternehmen nicht genutzt werden kann. Dieser Befragungswert bringt zum Ausdruck, dass die Verlagerung der Prämienauszahlung in den Entscheidungsbereich der Wirtschaft allgemein nachteilig gewertet wird.

Sollte die Inflationsprämie Gegenstand von Tarifverträgen sein?

Die Corona-Prämie als „große Schwester“ der Inflationsprämie hatte in einigen Tarifverträge Berücksichtigung gefunden. Dieser Tatbestand hat uns motiviert nachzufragen, ob dieser Weg auch für die Inflationsprämie vollzogen werden soll.

Insgesamt wird deutlich, dass die verpflichtende Leistung einer Inflationsprämie über Tarifverträge lediglich von 16,09% der Befragten begrüßt wird. Der überwiegende Anteil der Befragten lehnt den Weg über Tarifverträge mit 45,98% grundsätzlich ab (KMU: 50%) oder bejaht diesen nur unter dem Zusatz, dass tarifvertragliche Öffnungsklauseln den Firmen eine Wahlfreiheit ermöglichen (37,93%).

Dieses Ergebnis sollte von den Sozialpartnern bei der Verhandlung zukünftiger Tarifverträge bewusst sein und entsprechende Berücksichtigung finden.

Wie viele Mitarbeitende beschäftigt Ihr Unternehmen?

An unserer Befragung haben Unternehmen aller Größenklassen teilgenommen. Wie sich diese verteilen zeigt diese Übersicht:

Wen haben wir wann befragt?

Die Blitzumfrage wurde im Zeitraum 02. bis 16. Oktober 2022 durchgeführt. Zur Teilnahme an der Umfrage wurden Leser der Sozialen Medien, Empfänger von Newslettern und Besucher der Homepages der Akteure der Akademie für Benefits & Compensation aufgerufen. Insgesamt wurde die Umfrage 1.273-fach aufgerufen. Geantwortet haben insgesamt 115 Personen. Dies entspricht einer Teilnahmequote von 9,03%.

Die Umfrage umfasste insgesamt sechs Fragen. Die Abschlussrate betrug 76,5%.

Fazit zur Blitzumfrage zur Inflationsprämie

Es ist immer gut, wenn die Politik sich einsetzt, um wirtschaftliche Probleme von Unternehmen und Verbrauchern aufzufangen. Wie unsere Umfrage zeigt, wird die Einführung der Einflationsprämie aber nicht nur bejubelt. Es gibt auch durchaus kritische Stimmen, da die Unternehmen die Prämie selber finanzieren müssen.

Andererseits gibts es aber auch viele Firmen, die die Gewährung der Inflationsprämie kreativ und intelligent nutzen. Gerade dies ist wichtig, um eine überlegte und zielorientierte Umsetzung zu realisieren. Da die Umsetzung der Prämie noch bis zum Jahresende 2024 möglich ist, besteht genug Zeit und Raum für eine passende Realisierung.

Über Stefan Fritz

Stefan Fritz ist Unternehmensberater mit Spezialisierung auf Mitarbeitervergütung, Mitarbeiterbeteiligung und Lebensarbeitszeitkonten. Zugleich ist er Geschäftsführer der mit-unternehmer.com Beratungs-GmbH und Inhaber der Unternehmerakademie Franken. Erfahren Sie hier mehr über und von » Stefan Fritz.

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